Bericht vom
Besuch des Jagdgeschwader 74
Neuburg an der Donau
Wilhelm-Frankl-Kaserne am Mittwoch, 2. September 2009


Um 07:00 Uhr fuhren 51 Teilnehmer von der Soldaten- und Kriegerkameradschaft Ebersberg und der Reservistenkameradschaft Grafing-Ebersberg zum Besuch des Jagdgeschwaders 74 in Neuburg an der Donau.
Oberstleutnant d.R. Prof. Dr. Thomas Peisl hatte den Bundeswehrbesuch organisiert und gut vorbereitet. Oberfeldwebel Marcel Kaden und Stabsunteroffizier Dominique Bartsch begrüßten die Ebersberger Gruppe und überbrachten Grüße des Kommodore des Jagdgeschwader, Oberst Andreas Pfeffer und betreuten die Gruppe ist zum Schluss. Den Einführungsvortrag übernahm OF Kaden und zeigte danach einen Film über das Jagdgeschwader. Er führte unter anderem aus:

Das Jagdgeschwader 74 (kurz JG 74) ist eines der noch 3 verbliebenen Jagdgeschwader der Luftwaffe. Es ist das zweite Geschwader der Bundeswehr, das den Eurofighter als neues Flugzeugmuster erhielt. Das Geschwader ist auf dem Fliegerhorst Neuburg stationiert und stellt die Alarmrotte für den süddeutschen Raum. Das Geschwader hat zwei Staffeln: Die Falken-Staffel und die "Viva Zapata"-Staffel.

Das heutige Jagdgeschwader 74 in Neuburg an der Donau ging aus dem Jagdgeschwader 75 hervor. Es war das letzte aufgestellte JG der Bundeswehr, das am 16. Juni 1959 in Oldenburg seinen Dienst aufnahm. Ausgestattet war es zunächst mit dem allwetter- und nachtkampftauglichen Flugzeugmuster F-86K „Sabre“. Bereits im Jahr 1960 verlegte man es zunächst nach Leipheim, dann endgültig auf den neugebauten Flugplatz bei Neuburg an der Donau. Dort erhielt das Geschwader die Bezeichnung Jagdgeschwader 74, der seit 1962 in der NATO integriert ist. Der erste Flugzeugmusterwechsel erfolgte schon 1964. Dabei erhielt das JG 74 die F-104G, besser bekannt als „Starfighter“. Den Beinamen „Mölders“, nach einem Luftwaffenoffizier der Legion Condor und Fliegerass des Zweiten Weltkrieges, wurde ihm am 32. Todestag von Mölders, dem 22. November 1973, verliehen. Damit war das Jagdgeschwader eines der Traditionsgeschwader der Luftwaffe. Zeitgleich wurde die Kaserne nach dem Jagdflieger Wilhelm Frankl benannt.
Nach einem Beschluss des deutschen Parlamentes, Mitglieder der Legion Condor, eines Verbandes der Luftwaffe der Wehrmacht, nicht länger als Leitbilder für deutsche Soldaten zu empfehlen, wurde dieser Beiname vom Bundesminister für Verteidigung im Jahr 2005 wieder gestrichen (siehe auch Werner Mölders).
Im Jahr 1974 wurde wieder das Flugzeugmuster gewechselt. Die Ära der legendären F-4F „Phantom“ II in der Luftwaffe begann. Gleichzeitig mit der Einführung der Phantom erhielt das Geschwader den zusätzlichen Auftrag als Jagdbombergeschwader, dieser wurde jedoch nach dem Ende des Kalten Krieges aufgehoben. Die Phantom wurde durch das JG 74 bis ungefähr Juni 2008 eingesetzt. Seit 2006 erfolgte jedoch bereits schrittweise die Umrüstung auf den Eurofighter. Die ersten Piloten erhielten in diesem Jahr beim Jagdgeschwader 73 „Steinhoff“ in Laage ihre Umschulung auf das neue Einsatzmuster. Die Vorbereitung auf die neuen Aufgabenfelder der Mechaniker geschah hierzu parallel durch die Technischen Schule der Luftwaffe. Die ersten vier Eurofighter landeten am 25. Juli 2006 beim JG 74 in Neuburg an der Donau und wurden somit offiziell in Dienst gestellt. Am 12. Juni 2008 endete schließlich formal nach 34 Jahren der Flugbetrieb mit dem Phantom. Das JG 74 ist somit das erste EF 2000-Einsatzgeschwader der Bundeswehr.
Am 3. Juni 2008 wurde der NATO erstmals die Übernahme der Luftverteidigungssofortbereitschaft (Quick Reaction Alert, kurz QRA) durch das Waffensystem Eurofighter gemeldet.
 
Der Eurofighter wird von zwei EJ200 Triebwerken des Konsortiums Eurojet angetrieben. Jedes Triebwerk erzeugt einen Schub von etwa 60 kN ohne Nachbrenner. Wird der Nachbrenner zugeschaltet, so wird ein maximaler Schub von über 90 kN erzeugt. Im Gegensatz zu F-4F Phantom II und Tornado startet der Eurofighter im normalen Flugbetrieb ohne Nachbrenner. Dies führt zu einer Verringerung der Lärmbelästigung an den Flugplätzen der Luftwaffe. Der Eurofighter kann auch ohne Nachbrenner in den Überschallbereich beschleunigen und über längere Zeit mit Überschall fliegen. Über diese Möglichkeit, die mit "Supercruise" bezeichnet wird, verfügen zur Zeit nur wenige Kampfflugzeuge.
Der Eurofighter verfügt über ein IRST-System (Infrared Search & Tracking), mit dem er Feindflugzeuge bei gutem Wetter auf eine Entfernung bis zu 50 Kilometer erfassen und verfolgen kann, ohne sich durch sein Radar selbst bemerkbar zu machen. Die Ausstattung mit den IRIS-T-Luft/Luft Kurzstreckenraketen, dem Captor Radar, sowie den künftigen Meteor Luft/Luft-Langstreckenraketen machen den Eurofighter zu einem leistungsstarken Abfangjäger. Für Bodenoperationen wird er zusätzlich mit den neuen TAURUS-Luft/Boden Flugkörpern ausgestattet.
Das Waffensystem EUROFIGHTER ist ein hochleistungsfähiges Kampfflugzeug für den Einsatz sowohl in der Luftverteidigungs- als auch in der Luftangriffsrolle. Durch seine Fähigkeit zur vernetzten Operationsführung ist es in einem engen Verbund sowohl mit den eigenen Luft-, Land- und Seestreitkräften als auch mit denen militärischer Bündnispartner einsetzbar. Im Einsatz gewährleistet die überlegene Wirksamkeit des Waffensystems im Luftnahkampf und Wirkungsbereich auf größere Entfernungen (Beyond Visual Range) den Schutz eigener Kräfte und Mittel und steigert die Durchsetzungsfähigkeit verbundener Luftkriegsoperationen. Diese Wirksamkeit kann das Waffensystem bei Tag und Nacht sowie unter allen Witterungsbedingungen und in komplexen Einsatzszenarien erzielen. Derzeit nutzt die Luftwaffe den EUROFIGHTER in der Luftverteidigungsrolle. Bis 2012 soll die Mehrrollenfähigkeit des Waffensystems hergestellt sein. 
Bei der Entwicklung des Eurofighter stand die Forderung die Ziele schnellstmöglich, auch bei großen Entfernungen, zu erreichen im Vordergrund. Daher wurde der Eurofighter auf ein möglichst geringes Gewicht bei hohem Schub hin ausgelegt. Die Triebwerke erzeugen genügend Energie um auch ohne Nachbrenner mit Überschallgeschwindigkeit zu fliegen.
Positiver Nebeneffekt des sehr guten Verhältnisses zwischen Schub und Gewicht ist, dass beim normalen Flugbetrieb auf den Einsatz des Nachbrenners zum Start verzichtet werden kann. Dies führt zu geringerer Lärmbelästigung und geringeren Schadstoffemissionen bei ebenfalls geringerem Treibstoffverbrauch.
Nach dem ausführlichen Vortrag und Film konnte dann am Vormittag die Phantom angesehen werden. SU Peter Dzeik und OFw Sebastian Amler erklärten ausführlich und anschaulich alles über die inzwischen ausgemusterte Phantom.
Nach dem Mittagessen in der Truppenküche übernahmen die Oberfeldwebel Jens Thieme und Lukas Grotzki die Ebersberger Gäste und stellten in der modernsten Flugzeughalle der Bundeswehr in Deutschland den Eurofighter vor. Leider war das Fotografieren des Eurofighter, außer zum Zwecke des Gruppenfotos, nicht erlaubt.
Am späten Nachmittag fuhr die Ebersberger Reisegruppe mit vielen neuen Eindrücken wieder nach hause.


Die Teilnehmer: Andres Sebastian, Artmaier Hermann, Bachschneider Johann, Binder Hans, Blechschmid Josef, Brummer Andreas sen., Bublak Andreas, Burgey Alois und Ralph, Busfahrer Koloska Gerhard, Eberl Johann, Feldkirchner Hartmut, Fleischer Peter, Frankenreiter Franz und Herbert, Gockner Adolf, Gohmert Frieder, Grundl Georg jun., Heilbrunner Georg, Hoegen Werner, Honauer Josef, Kleinmeier Hermann, Kreißer Korbinian, Laske Wolfgang, Luckert Herbert, Lutz Josef, Machate Rainer, Mascher Josef, Mäusl Albert, Miedl Fritz, Mitterhofer Franz und Rainer, Mühlthaler Paul, Neuser Alexander, Dr. Nitschke Lutz, Ohlsen Uwe, Ottor Rainer und Florian, Prof. Dr. Peisl Thomas, Peperkorn Klaus, Pühl Johann, Reisinger Hans Peter, Riederer Albert, Schedl Stefan, Schneider Willi, Torriani Mario, Urban Peter, Wagner Wilhelm, Wittig Lothar, Wust Johann.


Oberfeldwebel Marcel Kaden,
Stabsunteroffizier Dominique Bartsch und
OTL d.R. Prof. Dr. Thomas Peisl


Gruppenbild am Eurofighter

OFw Jens Thieme und Lukas Grotzki