![]() Truppenbesuch beim Lufttransportgeschwader 61 am Mittwoch, 18. Juli 2007 |
Um
08.30 Uhr kamen die Ebersberger mit einem Bus und 46
Teilnehmer am Tor der Hauptwache des Fliegerhorstes in
Penzing an. Nach der Begrüßung durch Oberleutnant Jens
Rathje bekamen die interessierten Zuhörer einen
ausführlichen Vortrag über die Entstehung, Chronik und
Auftrag des Lufttransportgeschwader 61, mit einem
Diavortrag. Nachfolgend ein Auszug über die wichtigsten
Punkte:
Das
Lufttransportgeschwader 61
Nach Indienststellung im Jahre
1957 in Erding und zwischenzeitlicher Stationierung in
Neubiberg, ist das Geschwader seit 1971 zum überwiegenden
Teil auf dem Gebiet der Standortgemeinde Penzing beheimatet.
Alle Angehörigen des Verbandes leisten einen wichtigen
Beitrag zur Erfüllung des gemeinsamen Auftrages der
Streitkräfte. Die Bewahrung des Friedens und der Freiheit
unseres Landes spielen dabei ebenso eine wichtige Rolle, wie
die Durchführung von Transporten im Rahmen der humanitären
Hilfe, des Katastropheneinsatzes und Flüge im Such- und
Rettungsdienst.
Chronik
Am 24.August 1957 wurde das Lufttransportgeschwader 61 auf
dem Fliegerhorst Erding durch den damaligen
Verteidigungsminister Franz Josef Strauß als erster
fliegender Verband der neuen deutschen Luftwaffe in Dienst
gestellt. Somit ist das Geschwader der älteste fliegende
Einsatzverband der Luftwaffe. Im Jahre 1958 erfolgte
zunächst eine Verlegung nach Neubiberg bevor der Verband
1971 seine endgültige Heimat in Penzing fand.
Mit den Flugzeugmustern C-47 Dakota, Nord 2501 Noratlas und
C-160 Transall und dem leichten Transporthubschrauber Bell
UH-1D hat der Verband Lufttransportgeschichte geschrieben.
Mit der Ausrüstung zweier Haupteinsatzmuster, jahrelang
einzigartig in der Luftwaffe, wurde das Geschwader Vorbild
für die Umgliederung der übrigen taktischen
Lufttransportverbände im Jahr 1993.
Seit drei Jahrzehnten ist zur Durchführung von
Lufttransportaufträgen die C-160 Transall im Einsatz. Ihre
robuste Konstruktion sowie die Fähigkeit, auf provisorischem
oder unvorbereitetem Untergrund zu operieren, ließen sie als
Engel der Lüfte in die deutsche Luftfahrtgeschichte
eingehen. Im Auftrag des Lufttransportkommandos führte das
Geschwader als erster Verband im europäischen Lufttransport
im Jahr 2000 einen taktischen Vergleichswettkampf (European
Tactical Airlift Meet, kurz ETAM) durch, an dem
Transportverbände aus zehn Nationen teilnahmen.
Hilfe für Menschen in Not, oft unter schwierigsten
Bedingungen, leisten die Angehörigen des Geschwaders im
Rahmen des Such- und Rettungsdienstes (SAR) vorwiegend im
süd- und westdeutschen Raum. Das Lufttransportgeschwader 61
stellt Hubschrauber und Besatzungen für die SAR-Kommandos in
Landsberg, Ingolstadt, Malmsheim und Nörvenich. Das
Letztgenannte ist das dienstälteste SAR-Kommando der
Luftwaffe.
Auch über die Grenzen Deutschlands hinweg ist die
Leistungsfähigkeit des LTG 61 im Bereich der Bergrettung
bekannt. So leisteten Besatzungen des Geschwaders mit ihren
Bell UH 1 D wertvolle Hilfe bei dem schrecklichen
Lawinenunglück in Galtür.
Insbesondere nach der letzten Hochwasserkatastrophe an der
Elbe im Jahr 2002, bei der auch Hubschrauber des
Lufttransportgeschwaders 61 beteiligt waren, wurde die
Notwendigkeit eines gemeinsamen Konzepts zur Rettung aus
Fließgewässern mit zivilen Rettungskräften erkannt.
Ab Juni 2003 wurden im Geschwader entsprechende Konzepte
zusammen mit der bayerischen Wasserwacht erarbeitet und in
praktischen Übungen erflogen. Seitdem ist das gemeinsame
regelmäßige Training fester Bestandteil der Übungsvorhaben
des LTG 61, gleichbedeutend mit denen der bayerischen
Bergwacht und den gebirgsnahen Feuerwehren.
Die Geschichte von Hilfs- und Sondereinsätzen beginnt im
Jahre 1960 in Agadir. Es folgten weitere Einsätze nach
Erdbeben, Überschwemmungen und Ernteausfällen in Südeuropa,
Nordafrika und dem Nahen Osten. Anfang der neunziger Jahre
begannen die humanitären Hilfseinsätze im Auftrag der
Vereinten Nationen in Somalia und auf dem Balkan, die dort
immer noch durchgeführt werden. Bereits im Jahre 1966 konnte
das Geschwader auf 100.000 Flugstunden seit Bestehen
zurückblicken.
Als herausragende Ereignisse in den Folgejahren sind
Hilfseinsätze in der Türkei sowie bei den Bränden in der
Lüneburger Heide und dem Untergang des Frachters München zu
nennen. Dass sich der militärische Lufttransport nicht nur
für das Grobe eignet, sondern höchsten Qualitätsansprüchen
gerecht wird, konnte 1979 und 1981 mit dem Transport der
wertvollen Ausstellungen "Götter und Pharaonen" und "Tut
Ench Amun" nachgewiesen werden.
Bei Einsätzen im Hubschrauberbereich waren leider ebenfalls
mehrere Menschenleben und Totalverluste zu beklagen. Im
November 1981 riss bei der Bergung eines Drachenfliegers in
der schwäbischen Alb das Seil der Rettungswinde. Der
Luftrettungsmeister verunglückte tödlich.
Auf dem Flug von Penzing nach Mittenwald im August 1986
berührte ein Hubschrauber das Drahtseil eines Materialliftes
und stürzte ab. Der Bordmechaniker kam ums Leben.
1986 und 1988 ereigneten sich Flugunfälle mit der Transall,
bei denen nur Sachschaden entstand.
1987 berührte eine Maschine während der
Gebirgsflugausbildung eine Hochspannungsleitung. Der
Bordmechaniker wurde schwer aber nicht lebensgefährlich
verletzt.
1988 ereichte man, mit dem Arbeitspferd Transall C-160,
bereits 150.000 Flugstunden und 75 Millionen zurückgelegte
Kilometer. Drei Jahre später wurde die 175.000 Flugstunde
mit der Transall geflogen.
1992 begannen die humanitären Hilfseinsätze im Auftrag der
Vereinten Nationen in Somalia und dem ehemaligen
Jugoslawien.
Im Februar 1993 hat das Lufttransportgeschwader 61 als
erster fliegender Verband eine halbe Million Flugstunden
erreicht und bis zum heutigen Tag über 620 000 Stunden
erflogen.
Im Juli 1993 berührte der Rotor eines auf dem Standstreifen
einer Autobahn abgestellten Rettungshubschraubers einen
Kühltransporter. Die Maschine wurde total zerstört,
Personenschaden entstand nicht.
Der bisher schwerste Flugunfall ereignete sich im Dezember
1994. Auf dem Rückweg eines Krankentransports bei Nacht
berührte die in Pferdsfeld stationierte Maschine den
Fernmeldeturm in Mannheim. Die drei Besatzungsmitglieder und
der sich an Bord befindende Notarzt konnten nur noch tot
geborgen werden.
1994 wurde mit der Operation Airlift Ruanda, Hilfe für die
notleidenden ruandischen Flüchtlinge geleistet.
Am 22.10.1995 verlor das LTG 61 bei einem Unfall auf den
Azoren die gesamte Besatzung (Pilot, Copilot, Navigator,
Bordtechniker, zwei Ladungsmeister und einen 1.Wart).
Bei einem Primäreinsatz im September 2001 kippte eine
Maschine im Ladeanflug um. Sie wurde total zerstört,
Personenschaden entstand nicht.
Die Erinnerung an die Kameraden, die ihren selbstlosen
Einsatz für andere Menschen mit ihrem eigenen Leben bezahlen
mussten und an die Angehörigen, die sie zurück ließen,
werden stets in Ehren gehalten. Nach wie vor hat die
Flugsicherheit für die Besatzungen höchste Priorität.
Dem
Geschwader sind zwei grundsätzliche Aufträge zugeteilt:
- Durchführen von Lufttransport für die Bedarfsträger Heer, Luftwaffe, Marine, die NATO und im Rahmen der Humanitären Hilfe im Auftrag der Vereinten Nationen mit den Waffensystemen Transall C-160 und Bell UH-1D
- Durchführung des Such- und Rettungsdienstes (SAR) mit dem Waffensystem Bell UH-1D
Derzeit befindet sich das Lufttransportgeschwader 61 im Rahmen der Humanitären Hilfe im Auftrag der Vereinten Nationen in verschiedenen Einsätzen unter anderem in Afghanistan, dem Kongo, Libanon und im Kosovo.
Nach einer Kaffeepause wurden in
mehreren Gruppen die Transall C-160 und der Hubschrauber
Bell UH-1D besichtigt. Hauptmann Baron von Holtey
erläuterte und erklärte den Besuchern ausführlich die
Bedienung und Einrichtungen des Hubschraubers Bell.
Oberleutnant Jens Rathje, unterstützt von
Oberfeldwebel Marcel Gottschalk zeigte den Ebersbergern
die Transall. Im Cockpit und im Landeraum wurden alle Fragen mit ausführlichen
Erläuterungen erklärt.
Nach dem Mittagessen in der Mannschaftskantine kehrte die
Gruppe noch im Mannschaftsheim ein und kam am frühen
Nachmittag in Ebersberg zurück..
Nachfolgend einige Fotos der Besichtigungstour:
Das Geschwader in Penzing hat derzeit 27 Transall -C160 und 27 Bell UH-1D zur Verfügung.